CARNUNTUM hat geschrieben: ↑Di 28. Nov 2017, 13:11
Wäre es nicht besser die Pferde in der Koppel weglaufend und verschreckt darzustellen wegen des sehr nahen Gewehrfeuers ?
Der Einwurf kann berechtigt sein, wenn wir zu Grunde legen, dass es sich bei den Pferden auf der Koppel um "normale" Farm-, Transport- oder Reittiere handelt. I.d.R. bleiben diese Pferde ihrer eigenen Dynamik und ihren durch Sinne und Herdentrieb auslösbaren Instinkten treu, d.h. innere und äußere Reize lösen Instinkthandlungen aus. Eine der pferdetypischsten dieser Instinkte ist der Fluchttrieb, der bei Erkennen einer vom Pferd subjektiv empfundenen Bedrohung aktiviert wird. Insofern hast Du sicherlich Recht, wenn Du die Pferde deutlich weniger ruhig dargestellt sehen wolltest.
Wie so oft im Leben gibt es aber auch hier ein "Aber". Natürlich gibt es Pferde, die auf bestimmte Aufgaben vorbereitet wurden - ich denke da nur mal an die Kavallerie. Gesetzt der Fall, die Pferde auf der Koppel verfügen über diese Grundausbildung, wäre vorauszusetzen, dass es sich um besonders sozialisierte Tiere handelt.
Im Prinzip geht es dabei darum, den Pferden "Gelassenheit" beizubringen. Das sieht dann, bezogen auf die Sinne der Tiere, in etwa so aus:
Pferde hören besser als Menschen. Die trichterförmigen Ohren, die einzeln um 180 Grad bewegt werden können, nehmen wesentlich mehr Schallwellen auf als die des Menschen. Damit können sie die Richtung und sogar die Entfernung eines sich nähernden "Feindes" orten. Bei unmittelbarem Lärm erschrecken sie. Daher muss Tier an den Gefechtslärm gewöhnt werden. Allgemein gilt, dass der "helle" Klang eines Gewehrschusses weniger problematisch ist, als das dumpfe "Bumm" eines Geschützes, aber es gibt sogar Pferde, die beim Geräusch des Säbelziehens reagieren. In der Gewöhnung darf das Geräusch deshalb nie mit anderen Negativ- oder Aufreizfaktoren (z.B. vorwärtstreibende Hilfen) unmittelbar verbunden werden. Dauerlärm verursacht trotz allem immer Stress, da der Instinkt ein Ergründen der Geräuschquelle fordert.
Ein anderes Beispiel: Die Sehkraft von Pferden ist eher auf Weitsicht ausgerichtet. Was sich direkt vor seiner Nase abspielt, können sie kaum erkennen. Der seitliche Sitz der Augen ermöglicht zudem mehr Rundumsicht als räumliches Sehen. Pferdeaugen sind darauf ausgerichtet, mehrere Dinge gleichzeitig scharf zu sehen, den gesamten Horizont in der Breite zu erfassen und auf angreifende Feinde optimal zu reagieren. Auch in der Dämmerung sehen sie sehr viel besser als der Mensch. Pferde prägen sich ihre durch das Auge wahrgenommene Umgebung sehr gut ein. Eine Veränderung (auch statische, unbekannte Objekte) wird als mögliche Gefahr eingeschätzt, sofern diese Veränderung nicht als Standardsituation dem Tier als harmlos bekannt ist. Gegen den folgenden Fluchttrieb gibt es auch in diesem Fall nur zwei zueinander wirkende Mittel: Die Vertrauensbeziehung zum Reiter, aber oft auch zu anderen Pferden und die Eigenerfahrung bzw. "Gelassenheit" des Pferdes - erreicht durch die positive Gewöhnung an alle möglichen Situationen.
Diese Aufzählung ließe sich noch um einige andere Aspekte erweitern; ich wollte Dir aber nur versuchen darzulegen, dass einiges möglich ist, wenn man eine passende Begründung für den jeweiligen Einsatz seiner Dioramen-Tiere hat. Ich denke, hier muss Patrick seine eigene Entscheidung treffen - und später natürlich auch argumentieren können...